Kurz und intensiv war es von Sonntag (13.9.) Abend bis Mittwoch Abend. So mitten drin in der Flüchtlingsbewegung. Knapp 2000 Menschen waren für wenige Stunden ein Teil von Oberwart.
Sie waren fast alle nur auf der Durchreise, auf der Flucht vor dem Irrsinn in Syrien und anderen Gebieten. Die Schulen dort wurden geschlossen, die Häuser zerbombt, wer Jeans trägt muss schon mit Repressalien rechnen, Entführungen gegen Lösegeld sind üblich, wer nicht für den IS ist, ist dagegen und hat somit kein Recht auf ein „unbeschwertes“ Leben. Praktisch alle jungen Menschen haben das Land bereits verlassen, so sie nicht für den IS kämpfen. Und dann gibt es da noch das Regime von Assad und und und
Ja, es ist ein Privileg als Landtagsabgeordneter, mir meine Zeit weitgehend frei einteilen zu können und einfach mal 3 Tage v.a. ein Teil der Zivilgesellschaft zu sein. Freiwillige organisieren, Hilfsgüter entgegennehmen, oder der Leuten erklären, dass im Moment keine Kleidung mehr gebraucht wird, Schuhe schlichten, Mistkübel ausleeren, Flüchtlingen passende Kleidung raussuchen , dafür sorgen, dass neue Kleiderlieferungen vorsortiert werden, schauen, dass HelferInnen Pausen machen, bzw. nach der Nachtschicht auch wirklich Schluss machen,……
Manche haben dies trotz normalem Job oder Schule gemacht – bis um 7 Uhr Früh Dienst in der INFORM- Halle, dann Schule oder Job – Respekt. Es ist ansteckend zu helfen, man bekommt viele „Dankeschön“, lernt viel dazu, neue Leute kennen und ist Teil einer sehr positiven Bewegung. Man schwimmt fast auf einer Welle und es ist ein Geben und eine Bekommen.
Wer in Oberwart (oder an den anderen Orten) dabei war, kann wohl noch weniger verstehen, woher Angst, Neid und Hass kommen, die leider sehr viele ÖsterreicherInnen in sich tragen. Ich verstehe Sorgen und Bedenken, aber diese ungezügelte Hetze voller Abneigung ist für mich einfach nicht nachvollziehbar. Solche Menschen tun mir leid, denn sie werden nie fühlen können was es bedeutet, ein Teil einer solchen positiven Bewegung zu sein.
Am Sa. dem 19. Sept. war ich dann, scheinbar völlig unabhängig davon, bei einem Roma-Abend im OHO. Der sehr aktive junge Romaverein Karika hatte die Familie Gaspar eingeladen, ursprünglich rumänische Roma, die nun in Österreich leben und wirken. Iovanca Gaspar hat einen Dokumentar-Film gedreht– Hauptdarsteller sind ihr Sohn und Komponist Adrian, sowie der, heuer 81jährig verstorbene Hugo Höllenreiner, ein Rom aus München.
Die DVD kostet € 20,- und kann über mich bestellt werden.
Höllenreiner erzählt dem jungen Adrian Gaspar die Geschichte seiner Familie, die als er 9 Jahre alt war nach Auschwitz deportiert wurde. Der junge Komponist schreibt dazu ein Oratorium. Darin arbeitet er die unmenschlichen Erlebnisse ein, die Hugo Höllenreiner erlebt/erlitten hat, dazu gehört auch jenes mit dem “Arzt“ Josef Mengele. Man sitzt sprach- und fassungslos, mit Tränen in den Augen vor der Leinwand.
Und dann muss man an diese unzähligen bescheuerten und hasserfüllten Kommentare denken, die einem zur Zeit Schritt für Schritt begegnen. Von Menschen, die entweder keine Ahnung, kein Herz haben, oder offenbar nur blöd daher-blabbern, bzw. von anderen nach-blabbern. Und man muss an PolitkerInnen denken, die von einer Festung Europa gegen Flüchtlinge sprechen. Euer Hass, eure Dummheit, euer Unwissen kotzt mich an. Es ist unmenschlich, dumm und ignorant, was ihr von euch gebt. Wenn ihr schon kein Mitgefühl spürt und nur Angst, Neid und Hass, dann verschont uns wenigstens mit euren Ergüssen. Auch wenn es bis jetzt „nur“ Worte sind, wer diese Doku gesehen hat, dem machen solche Worte Angst. Angst davor, dass der Wahnsinn des NS-Regiems nur schläft.
Auf der anderen Seite stehen tolle Menschen, die helfen.
Dank an alle die helfen, auch an jene die im Hintergrund dafür sorgen, dass Helfende frei sind (Kinderbetreuung übernehmen,…) und an jene die im Geiste dabei waren, weil sie zB. gerade in der Familie unabkömmlich sind. Wir werden weiter gebraucht Im Burgenland sind zur Zeit etwa 1700 AsylwerberInnen untergebracht, aber auch ÖsterreicherInnen, die es, warum auch immer schwer haben, brauchen unsere Unterstützung. Wir haben nun die riesige Chance aus der EU ein echtes Friedensprojekt zu machen, aber dazu braucht es viele.