Ja das Burgenland ist anders als Vorarlberg. Das Ländle ist kompakter als Bundesland und nicht so schmal und langgestreckt und die Bevölkerungsdichte von 149 EinwohnerInnen/km² ist doppelt so hoch wie im Burgenland mit 73/km². Dennoch könnte, ja sollte man sich einiges abschauen vom Ländle.
Noch vor 20 Jahren war der öffentliche Verkehr in Vlbg. bei weitem nicht dort, wo er heute ist. Heute gibt es einen 15-Minuten-Takt der Bahn in die wichtigsten Städte Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Bludenz. Das GRÜNE 365,- Euro Ticket gilt für ganz Vorarlberg und für alle Linien, egal ob Bus oder Bahn. Die Bahn ist weitgehend mit einer Vielzahl von Buslinien verschränkt. So gibt es direkt vor den Bahnhöfen große Busbahnhöfe von denen je nach Standort Stadtbus, Landbus und Bregenzerwaldbus ab-bzw. zufahren. Die Busse fahren mindestens im Halb-Stundentakt und zwar den ganzen Tag über und bis spät am Abend, also um 21 Uhr kommt man auch noch aus dem Bregenzerwald zB. nach Bregenz. Danach fährt dann der Nachtbus, zB. im Oberen Rheintal mit 4 Linien, jeden Freitag, Samstag und vor Feiertagen von 22 bis 5 Uhr Früh.
Die Busse sind alle völlig werbefrei, egal wer die Linie auch betreibt, um die Erkennbarkeit leicht zu machen in unterschiedlichen Farben. Rot ist zB. der Stadtbus in Dornbirn und die Überlandbusse immer gelb. Die Busse sind fast ausschließlich Niederflur und über GPS verbunden und kontrollierbar. Die Daten werden gesammelt und so kann auf Änderungen rasch reagiert werden, auch da jeder Bus eine Lichtschranke an den Ein-und Ausgängen hat und somit ganz genaue Fahrgastzahlen vorhanden sind.
Die Bahnhöfe haben eher kleine bis kleinste Parkplätze für Autos dafür aber riesige überdachte Fahrradabstellplätze. Selbst die hier abgebildete riesige Dornbirner Fahrradgarage ist inzwischen fast zu klein und wird auch im Winter stark genutzt. Damit kommen wir zu den Fahrrad-Wegen, die in Vorarlberg auch wirklich bestens markiert, oft bevorrangt und toll ausgebaut sind. Gerade im Bereich Rheintal ist es wirklich ein Genuss mit dem Rad unterwegs zu sein. Mit Fahrradabsperrboxen wird gerade experimentiert, die Nachfrage danach ist deutlich. Selbstverständlich hat Vlbg eine eigene Fahrrad-Beauftragte.
Der relativ neue Bahnhof Lauterach wurde erst vor 10 Jahren gebaut, zuvor gab es an seiner Stelle ein kleines Wartehäuschen. Inzwischen hat man direkt am Bahnhof Mehrfamilienhäuser gebaut, auch eine Bäckerei hat sich angesiedelt. Die beiden großen Fahrradabstellflächen sind stark genutzt, der PKW-Parkplatz umfasst gerade ca. 12 Stellplätze.
Neun große Firmen in Vorarlberg (Haberkorn, Zumtobel,…) haben sich zu einer Mobilplattform zusammengeschlossen und haben dank eigener Mobilitätskonzepte einen Rückgang der mit dem PKW anreisenden Angestellten, zu Gunsten der Fahrrad- und Fahrgemeinschaft- Anreisenden, geschafft. Auch der Chef kommt oft mit dem Fahrrad und für MitarbeiterInnen, die mit dem Rad kommen, aber dann doch kurzfristig ein Auto brauchen gibt es einen Citroen C-Zero E-PKW, leihweise.
Die Nutznießer dieser tollen Entwicklung auf der Visavis-Seite Österreichs, sind vor allem Kinder, Jugendliche und ältere Menschen, aber natürlich auch zahlreiche PendlerInnen, die nun keine Parkplätze mehr suchen müssen oder sich gar einen Zweit-Wagen ersparen. Selbstverständlich kommt diese Entwicklung auch dem Tourismus zugute.
Jetzt ist dieses Konzept natürlich nicht 1zu1 auf das Burgenland übertragbar, aber man sieht ganz deutlich, was möglich ist wenn der politische Wille da ist und mittel- und langfristig gedacht wird.
Gerade im Süd- aber auch im Mittelburgenland kann man davon nur träumen und das Nordburgenland ist zwar ein wenig besser versorgt, aber mehr als ausbaufhig. So ist es auch nicht verwunderlich, dass unsere Landeshauptstadt Eisenstadt erst seit 1. Jänner dieses Jahres einen öffentlichen Busverkehr hat. Dies kommt wohl auch daher, dass unsere PolitkerInnen kaum bis gar nicht mit den Öffis unterwegs sind (GRÜNE ausgenommen) und daher keine Erfahrungen und kaum Interesse haben.
Von der Landeshauptstadt kommt man in der Früh überhaupt nicht in den Landessüden. Busse werden einfach geführt und nicht evaluiert. Nach 18 Uhr geht sowieso fast nix mehr. In den schulfreien Zeiten ist der ohnehin schlechte Linien-Busverkehr, nochmals drastisch reduziert.
Dabei würde mehr öffentlicher Verkehr so viele anstehende Probleme verkleinern bzw. lösen:
- Reduzierung der Feinstoffbelastung
- Verzicht auf einen Zweit-/ oder Dritt-Wagen für viele Familien
- Entlastung der Straßen für jene,die aufs Auto angewiesen sind
- CO2-Reduktion
- weniger Autos = mehr Verkehrssicherheit
- zusätzliche Arbeitsplätze
- Entlastung der PendlerInnen
- finanzielle Entlastung für viele Haushalte
Das Burgenland muss Vorarlberg werden – für eine zukunftsweisende Verkehrspolitik und ein 365-Euro-Ticket.
PS: Die originellen Buswartehäuschen der Gemeinde Krumbach im Bregenzerwald sind auch sehenswert:
http://www.krumbach.at/Bus_Stop_Krumbach/Haltestellen