Regional und Bio in Großküchen – ja das geht

Greenpeace hat sich angesehen welche Kriterien die Bundesländer und Gemeinden an die Verpflegung ihrer Kinder und Jugendlichen stellen. Konkret in Kindergärten und Schulen, wie hoch ist der Bioanteil und der regionale Anteil an Lebensmittel und wie schaut es mit der Reduktion von Fleisch aus. Das Ergebnis ist in Wien und Oberösterreich ganz gut, sonst durchschnittlich, bis leider auch im Burgenland ganz schlecht. Ex aequo liegt das Burgenland mit Tirol am letzten Platz.

Aber, es gibt zum Glück auch im Burgenland positive Ausnahmen. Die Gemeinde Mattersburg ist so eine, bzw. die Küche des Altenheimes „Villa Martini“ – übrigens das ganze Haus trägt stolz das Österreichische Umweltzeichen. Die Küche rund um Küchenchef Josef Schwarz verarbeitet inzwischen rund 50% Bioprodukte. So sind alle Milchprodukte in Bioqualität. Aber sogar das Rindfleisch zB. fürs Schnitzel stammt von einem Biohof.  Zudem wird auch gänzlich auf Frittierfett verzichtet.  450 Essen pro Tag werden zudem zweimal pro Woche fleischfrei angeboten.  Ein kräftiger Applaus der Küche und der Gemeinde Mattersburg. Mit € 3,50 liegt der Preis für das Essen  u.a für drei Schulen und vier Kindergärten burgenlandweit im Vergleichsmittelfeld. Der Preis wurde seit dem Jahr 2008 nicht angehoben und ist laut Gemeinde kostendeckend.

Wir GRÜNE Burgenland haben bereits vor einem Jahr einen Antrag gestellt, zumindest einmal die Krankenhäuser und die Landhauskantine, quasi als Test, auf 50% Bio umstellen. Der Antrag wurde jedoch abgeändert und somit blieb er zahnlos und ohne Auswirkungen, unser Vorschlag wurde damit abgelehnt. Dies obwohl längst in anderen Bundesländern seit vielen Jahren solche Ideen erfolgreich umgesetzt wurden.

Wir werden uns nun zuerst jene Gemeinden anschauen in denen wir GemeinderätInnen haben. Wie ist die Situation konkret und was können wir verbessern. Dann werden wir auf Landesebene wieder einen Antrag stellen und auf mehr Bereitschaft hoffen.

Ein paar Zahlen noch für die Beweggründe:  Bioanbau verursacht zwischen 15 und 20% weniger CO2-Emissionen.  Regionale Lebensmittel stärken die Region und verursachen durch den kurzen Transport wieder weniger Klimagase. Auf Biolebensmittel finden sich keine Rückstände von Glyphosat und Co. Die ÖsterreicherInnen essen etwa die dreifache Menge Fleisch pro Jahr, die die Österreichischen Gesellschaft für Ernährung empfiehlt.

Sojamilch

Da seit inzwischen drei Jahren dieser focus.de- Beitrag vor allem durch facebook geistert, muss ich der von mir eigentlich geschätzten Sarah Wiener massiv widersprechen. NEIN Sojamilch ist nicht künstlich.

Hier der Link zum ganzen Artikel: https://www.focus.de/

Sojamich ist in der Regel alles andere als künstlich. Wie Frau Wiener selbst in dem Focus-Beitrag erwähnt, werden die Sojabohnen aufgekocht und dann ausgepresst. Danach kommt der Sojadrink, zumeist mit Salz und Zucker schmackhafter gemacht, ins Regal.

Hier als Beispiel ein heimisches Produkt.

 

Witzigerweise noch dazu hergestellt in der ehemaligen Kuhmilch-Molkerei in Oberwart.

Was ist daran jetzt künstlich? Industriell hergestellt ja klar, allerdings ist das die normale Kuhmilch auch, zumindest jene die heute im Supermarktregal unweit der sogenannten Sojamilch steht. Im Supermarktregal steht kaum ein nicht industriell hergestelltes Produkt.

Was möchte uns Sarah Wiener also  mit ihrer Aussage mitteilen? „Die Brühe ist kaum trinkbar“ wird sie zitiert. Gut, dies mag ihr persönlicher Befund sein, aber offenbar schmeckt der Sojadrink doch vielen Menschen, sonst wären die Packerl rasch wieder aus den Regalen verschwunden. Es heißt ja bekanntlich „Geschmäcker und Ohrfeigen sind verschieden“.

Ähnliches gilt für dieTofuherstellung, dazu wird die Sojamilch mittels natürlich gewonnen Gerinnungsmittel zum Gerinnen gebracht. Bei der Käseherstellung geschieht in etwa das Gleiche.

Alles in Allem ist die Aussage von Sarah Wiener auch leicht dadurch zu wiederlegen, dass man sowohl den Sojadrink, als auch den Tofu alleine zu Hause selbst machen kann.

Es gibt natürlich auch Sojaprodukte mit allerlei unnötigen, mehr oder weniger natürlichen/künstlichen Zusatzstoffen. Aber dafür kann die Sojabohne, bzw. der Sojadrink wenig.

PS: Natürlich sollte man Sojaprodukte kaufen deren Bohnen auch hier gewachsen sind, aber das gilt ja generell für alle Produkte. Und inzwischen ist der Sojaanbau, egal ob die Bohne dann im Futtertrog der Tiere, oder im Sojadrink landet, in Österreich ja kaum mehr zu übersehen.

 

Öffi-Traumland Vorarlberg und die traurige Wahrheit im Burgenland

Ja das Burgenland ist anders als Vorarlberg. Das Ländle ist kompakter als Bundesland und nicht so schmal und langgestreckt und die Bevölkerungsdichte von 149 EinwohnerInnen/km² ist doppelt so hoch wie im Burgenland mit 73/km². Dennoch könnte, ja sollte man sich einiges abschauen vom Ländle.

Noch vor 20 Jahren war der öffentliche Verkehr in Vlbg. bei weitem nicht dort, wo er heute ist. Heute gibt es einen 15-Minuten-Takt der Bahn in die wichtigsten Städte Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Bludenz. Das GRÜNE 365,- Euro Ticket gilt für ganz Vorarlberg und für alle Linien, egal ob Bus oder Bahn.IMG_1466 Die Bahn ist weitgehend mit einer Vielzahl von Buslinien verschränkt. So gibt es direkt vor den Bahnhöfen große Busbahnhöfe von denen je nach Standort Stadtbus, Landbus und Bregenzerwaldbus ab-bzw. zufahren. Die Busse fahren mindestens im Halb-Stundentakt und zwar den ganzen Tag über und bis spät am Abend, also um 21 Uhr kommt man auch noch aus dem Bregenzerwald zB. nach Bregenz. Danach fährt dann der Nachtbus, zB. im Oberen Rheintal mit 4 Linien, jeden Freitag, Samstag und vor Feiertagen von 22 bis 5 Uhr Früh.

 

Die Busse sind alle völlig werbefrei, egal wer die Linie auch betreibt, um die Erkennbarkeit leicht zu machen in unterschiedlichen Farben. Rot ist zB. der Stadtbus in Dornbirn und die Überlandbusse immer gelb. Die Busse sind fast ausschließlich Niederflur und über GPS verbunden und kontrollierbar. Die Daten werden gesammelt und so kann auf Änderungen rasch reagiert werden, auch da jeder Bus eine Lichtschranke an den Ein-und Ausgängen hat und somit ganz genaue Fahrgastzahlen vorhanden sind.

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Zwei Stockwerke Fahrradabstellplätze, direkt am Bahnsteig @Dornbirn

Die Bahnhöfe haben eher kleine bis kleinste Parkplätze für Autos dafür aber riesige überdachte Fahrradabstellplätze. Selbst die hier abgebildete riesige Dornbirner Fahrradgarage ist inzwischen fast zu klein und wird auch im Winter stark genutzt. Damit kommen wir zu den Fahrrad-Wegen, die in Vorarlberg auch wirklich bestens markiert, oft bevorrangt und toll ausgebaut sind. Gerade im Bereich Rheintal ist es wirklich ein Genuss mit dem Rad unterwegs zu sein. Mit Fahrradabsperrboxen wird gerade experimentiert, die Nachfrage danach ist deutlich. Selbstverständlich hat Vlbg eine eigene Fahrrad-Beauftragte.

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Fahrrad-Abstellanlagen auf beiden Seiten des Bahnhofes. @Lauterach

Der relativ neue Bahnhof Lauterach wurde erst vor 10 Jahren gebaut, zuvor gab es an seiner Stelle ein kleines Wartehäuschen. Inzwischen hat man direkt am Bahnhof Mehrfamilienhäuser gebaut, auch eine Bäckerei hat sich angesiedelt. Die beiden großen Fahrradabstellflächen sind stark genutzt, der PKW-Parkplatz umfasst gerade ca. 12 Stellplätze.

 

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Rechts oben der Monitor für die Abfahrtszeiten der Öffis, im Eingangsbereich der Firma.

Neun große Firmen in Vorarlberg (Haberkorn, Zumtobel,…) haben sich zu einer Mobilplattform zusammengeschlossen und haben dank eigener Mobilitätskonzepte einen Rückgang der mit dem PKW anreisenden Angestellten, zu Gunsten der Fahrrad- und Fahrgemeinschaft- Anreisenden, geschafft. Auch der Chef kommt oft mit dem Fahrrad und für MitarbeiterInnen, die mit dem Rad kommen, aber dann doch kurzfristig ein Auto brauchen gibt es einen Citroen C-Zero E-PKW, leihweise.

Die Nutznießer dieser tollen Entwicklung auf der Visavis-Seite Österreichs, sind vor allem Kinder, Jugendliche und ältere Menschen, aber natürlich auch zahlreiche PendlerInnen, die nun keine Parkplätze mehr suchen müssen oder sich gar einen Zweit-Wagen ersparen. Selbstverständlich kommt diese Entwicklung auch dem Tourismus zugute.

Jetzt ist dieses Konzept natürlich nicht 1zu1 auf das Burgenland übertragbar, aber man sieht ganz deutlich, was möglich ist wenn der politische Wille da ist und mittel- und langfristig gedacht wird.

Der Bus-"Bahnhof" liegt direkt neben dem Zug-Bahnhof @Dornbirn
Der Bus-„Bahnhof“ liegt direkt neben dem Zug-Bahnhof @Dornbirn

Gerade im Süd- aber auch im Mittelburgenland kann man davon nur träumen und das Nordburgenland ist zwar ein wenig besser versorgt, aber mehr als ausbaufhig. So ist es auch nicht verwunderlich, dass unsere Landeshauptstadt Eisenstadt erst seit 1. Jänner dieses Jahres einen öffentlichen Busverkehr hat. Dies kommt wohl auch daher, dass unsere PolitkerInnen kaum bis gar nicht mit den Öffis unterwegs sind (GRÜNE ausgenommen) und daher keine Erfahrungen und kaum Interesse haben.

Von der Landeshauptstadt kommt man in der Früh überhaupt nicht in den Landessüden. Busse werden einfach geführt und nicht evaluiert. Nach 18 Uhr geht sowieso fast nix mehr. In den schulfreien Zeiten ist der ohnehin schlechte Linien-Busverkehr, nochmals drastisch reduziert.

Dabei würde mehr öffentlicher Verkehr so viele anstehende Probleme verkleinern bzw. lösen:

  • Reduzierung der Feinstoffbelastung
  • Verzicht auf einen Zweit-/ oder Dritt-Wagen für viele Familien
  • Entlastung der Straßen für jene,die aufs Auto angewiesen sind
  • CO2-Reduktion
  • weniger Autos = mehr Verkehrssicherheit
  • zusätzliche Arbeitsplätze
  • Entlastung der PendlerInnen
  • finanzielle Entlastung für viele Haushalte

Das Burgenland muss Vorarlberg werden – für eine zukunftsweisende Verkehrspolitik und ein 365-Euro-Ticket.

PS: Die originellen Buswartehäuschen der Gemeinde Krumbach im Bregenzerwald sind auch sehenswert:
http://www.krumbach.at/Bus_Stop_Krumbach/Haltestellen