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Fruchtbarer Boden und Blühende Parks?

Meine Redebeitrag anlässlich des Wirtschaftsförderbericht im Landtag:

Im Jahresbericht 2013 zur Wirtschaftsförderung des Landes Burgenland heißt es wörtlich:

Fruchtbarer Boden für 1.093 neue Unternehmen Blühende Parks für Burgenlands Wirtschaft2.133.000 Quadratmeter – so groß ist die Gesamtfläche der wichtigsten Wirtschaftsparks im Burgenland.“

Nur leider fruchtbar und blühend ist da nichts mehr.

Die jährliche Flächeninanspruchnahme ist im EU-Vergleich in Österreich überdurchschnittlich hoch (im Bgld. besonders), gleichzeitig wächst der Bestand an brachliegenden Industrie- und Gewerbeflächen, der rund ein Drittel des jährlichen Flächenbedarfs abdecken könnte. Wir müssen hier dringendst neue Regelungen schaffen, immerhin ist Bodenschutz Ländersache.

Im Rahmen der österreichischen Strategie zur nachhaltigen Entwicklung wurde festgelegt, eine Trendumkehr bei der jährlichen Flächenversiegelung bis 2012 zu erreichen. Das Ziel, bis zum Jahr 2010 die Flächenversiegelung auf ein Zehntel zu senken, wurde jedoch meilenweit verfehlt. Ganz im Gegenteil, auch danach ist nichts passiert! In den vergangenen 60 Jahren ging ein Viertel der damals genutzten landwirtschaftlichen Fläche verloren.

Wirtschaftswachstum gilt nach wie vor scheinbar als Allheilmittel. Wirtschaftsparks wie Kittsee, Parndorf, Neusiedl, Heiligenkreuz, und viele kleinere zB. in Oberwart, Kemeten und Pinkafeld um Beispiele aus dem Süden zu nennen, sind Wirtschaftsmotoren heißt es immer, kurzfristig und oberflächlich betrachtet mag das schon stimmen, aber auch bei genauer und kritischer Betrachtung?

Wir reden immer davon, dass die BurgenländerInnen lokal einkaufen sollen. Wie mache ich das bitte bei einem H&M, einem Müller, einem IKEA und wie sie alle heißen? Und v.a. wo kaufen diese Firmen ihre Geschäftseinrichtung, ihre Reinigungsmittel, usw. – im Burgenland wohl kaum. Das Thema Arbeitsplätze muss man sich auch genauer ansehen, nicht nur wegen der immer leereren Ortszentren.

Die Aussage einer US-Studie zum Thema lautete grob gesagt, dass für jeden geschaffenen Arbeitsplatz bei einem Großfilialisten oder einem multinationalen Konzern, im lokalen Dienstleistungssektor 2 Arbeitsplätze zerstört werden.

Österreich weist mittlerweile eine rekordverdächtig hohe Dichte an Einkaufszentren und Fachmarktzentren auf. Die österreichische Filmemacherin Ulli Gladik zeigt in ihrem gerade in die Kinos gekommen Film Global Shopping Village – bezeichnenderweise am 8. Dez. im OHO zu sehen – wie dramatisch diese Entwicklung unsere Städte und unsere Lebenswelt verändert hat.

Walter Brune, jener deutsche Architekt und Stadtentwickler, der das Entstehen moderner Einkaufszentren mitgeprägt hat und sich heute für den Erhalt lebendiger Innenstädte einsetzt, sagt im Film: “Da musste ich als Städtebauer erkennen, du hast einer Stadt die Seele, im Grunde das Herz rausgerissen.“

Dead Malls“ heißen die fast oder komplett leer stehenden Shopping-Center in Amerika. Es gibt es immer mehr davon, zur Zeit v.a. eben in Amerika, aber zunehmend auch in Europa. Das erste in Österreich ist das „Uno-Shopping-Center in Leonding“. Dies geschieht nicht erst seit der Wirtschaftskrise, sondern schon davor. Unter anderem deshalb weil sie sich selbst gegenseitig die Kundschaft wegnehmen. Wie eben zB. beim Uno-Shopping, welches von der PlusCity konkurriert wird, der besser wurde. D.h. wir laufen im Bgld. einem veraltetem Trend, ich würde sogar sagen einer Fehlentwicklung, hinterher. In den USA gibt es einen neuen Trend, den ich für wesentlich krisensicherer und vernüfntiger halte, „Buy local“ genannt.

Seit 1. Jänner 2012 verfügt das Bgld. über ein neues LEP, den Landesentwicklungsplan fürs Bgld.Motto: MIT DER NATUR ZU NEUEN ERFOLGEN

Darin kommt auch das Thema Bodenverbrauch vor, leider kenne ich bis heute noch keine Strategie, kein Konzept mit welchen wir im Burgenland eine Trendumkehr herbeiführen. Vielleicht liegt es daran, dass es nichts gibt?

Ich schlage konkret eine Enquete zum Thema vor und danach eine Arbeitsgruppe die Vorschläge ausarbeitet, vielleicht lässt sich ja sogar der Umweltausschuss mit Leben füllen.

 

 

 

 

Verkehrsstrategie 2014 – ein Versäumnis

Die Gesamtverkehrsstrategie hat einzelne gute Ansätze, aber v.a. im Landessüden kaum konkrete Maßnahmen und v.a. keine neuen Maßnahmen. Vieles sind alte Hüte, die seit Jahren versprochen werden. Nach Ansicht der Grünen müsste sich der Straßenbau nur noch auf kleinräumige Umfahrungen und Straßenerhaltung beschränken. Alles andere, S7, Ausbau A4, die “VERLÄNGERUNG“ der S31,…. ist genau der falsche Weg und zementiert, oder besser asphaltiert die Probleme die der Verkehr schafft auf Jahrzehnte hinaus.

Der Verkehr verursacht in der EU bereits ein Viertel der THG (Treibhausgas)-Emissionen und ist somit der einzige Sektor mit deutlich steigendem Trend.

Zitat Klimabericht Ö: “Auch in Österreich zählen Klimawandelanpassung und Klimaschutz nicht zu den obersten Prioritäten der Politik. In manchen Diskussionen entsteht sogar der Eindruck, dieses Problem hätte mit Österreich wenig zu tun.“

Rund 240 WissenschaftlerInnen aus rund 50 Forschungseinrichtungen haben den Österreichischen Klimaschutzbericht erstellt.

Die folgenden Infos entstammen dem erwähnten Klimabericht:

In den letzten 130 Jahren hat die jährliche Sonnenscheindauer an den Bergstationen der Alpen um rund 20 % oder mehr als 300 Stunden zugenommen.Die Dauer der Schneebedeckung hat sich in den letzten Jahrzehnten vor allem in mittelhohen Lagen (um 1 000 m Seehöhe) verkürzt.

Temperaturextreme haben sich markant verändert, so sind z. B. kalte Nächte seltener, heiße Tage aber häufiger geworden. Im 21. Jahrhundert wird sich diese Entwicklung verstärkt fortsetzen und damit wird auch die Häufigkeit von Hitzewellen zunehmen.

Die in den letzten drei Jahrzehnten aufgetretenen Schadenskosten von Extremereignissen legen nahe, dass Veränderungen in der Frequenz und Intensität solcher Schadensereignisse signifikante Auswirkungen auf die Volkswirtschaft Österreichs hätten.

Österreich hat insbesondere großen Nachholbedarf in der Reduktion der Energieintensität, die sich in den EU-27 seit 1990 um 29 % verbessert hat, in Österreich aber praktisch unverändert geblieben ist. Eine integrativ-konstruktive Klimapolitik trägt zur Bewältigung anderer aktueller Herausforderungen bei.

So würden Wirtschaftsstrukturen etwa resistenter gegenüber Einflüssen von außen (Finanzkrisen, Energieabhängigkeit). Das bedeutet die Intensivierung von lokalen Wirtschaftskreisläufen, die Verringerung von internationalen Abhängigkeiten und eine viel höhere Produktivität aller Ressourcen, allen voran der energetischen.

 

Die Erreichung der Ziele für 2050 erscheint nur bei einem Paradigmenwandel in vorherrschenden Konsum- und Verhaltensmustern sowie den traditionell kurzfristig orientierten Politikmaßnahmen und Entscheidungsprozessen wahrscheinlich.

 

Verkehr:

Von allen Sektoren sind in den letzten 20 Jahren die THG-Emissionen im Verkehr mit +55 % am stärksten gestiegen. Effizienzsteigerungen bei den Fahrzeugen wurden durch schwerere und leistungsstärkere Fahrzeuge sowie höhere Fahrleistungen weitgehend kompensiert.

Wichtige Treiber der Verkehrsentwicklung sind neben der Anzahl an EinwohnerInnen, die Bereitstellung der Infrastruktur und die Zahl der PKW (Motorisierungsrate). Entsprechend der Entwicklung des hochrangigen Straßennetzes (Autobahn-, Schnellstraßen- und Bundesstraßennetz) und der Anzahl an gemeldeten PKW in Österreich, wächst auch die Verkehrsleistung im Autoverkehr und damit verbunden der Energieverbrauch und die CO 2 -Emissionen.

Der mit der Verkehrsentwicklung korrespondierende Energieverbrauch in Österreich zeigt innerhalb von 40 Jahren nahezu eine Vervierfachung.

Zusätzlich spielt die räumliche Struktur im jeweils betrachtetem Land eine wichtige Rolle, sowie die daraus resultierende „Zwangsmobilität“.

Die gesetzlichen, finanziellen und städtebauerischen Rahmenbedingungen der Vergangenheit und auch der Gegenwart haben stark automobilabhängige Mobilitätsformen stimuliert.

 

Soweit aus dem Klimabericht.

Somit ist klar wir brauchen eine Trendumkehr. Wenn wir uns die Folgekosten des Klimawandels ersparen möchten, dann nur wenn wir jetzt SOFORT in diese Trendumkehr investieren.

Unsere ehem. Ltabg. Grete Krojer wurde vor inzw. mehr als 10 Jahren belächelt, als sie die Grüne Vision der Windengergienutzung im Bgld. beschrieb. Heute sind wir nicht nur das Land der Sonne, sondern auch das Land der Windräder und der Ökoenergie.

Ähnlich wie bei der Stromerzeugung, können wir auch bei der Umstellung der Mobilität viele positive Nebeneffekte erzielen. Während wir das Klima schützen, geben wir mehr Menschen die Möglichkeit entspannt zur Arbeit zu gelangen. Mehr Menschen die Öffis nutzen, bedeutet automatisch weniger Stau auf den Straßen.

Mehr Menschen die sich, wenn sie öffentlich fahren, Geld ersparen, eventuell sogar den 2-oder 3 PKW. Investitionen in den öffentlichen Verkehr ist gleichbedeutend mit Investitionen in die Verkehrssicherheit. Man sieht es wird uns gar nichts anderes übrigbleiben als das Gesamtverkehrskozept recht bald zu erneuern und endlich wirkliche zukunftsfähige Mobilitätspolitik zu betreiben. Es ist höchste Zeit.

Opposition = Kontrolle!!!???

Bisher war für mich ganz klar, da gibt es die Regierung, die zB. Gesetzte vorlegt und dann gibt es die Abgeordneten v.a. der Opposition im Parlament, bzw. auf Landesebene im Landtag, die das Ganze kritisieren, kontrollieren, korrigieren. Wir Grünen haben da sowohl auf Bundesebene als auch in einigen Bundesländern wichtige Arbeit geleistet.

 

Jetzt komme ich, durch meine Arbeit als Abgeordneter im burgenländischen Landtag, immer mehr dahinter, dass diese Kontrollarbeit viel schwerer ist als gedacht. Da meine ich jetzt nicht die Arbeit an und für sich, sondern eher wie „geschickt“ unsere Arbeit zu behindern versucht wird.

 

Ganz aktuell sieht man dies an der Neugestaltung der Landesverfassung und allem was dazugehört. Da wird groß von den Verbesserungen der Minderheitenrechte gesprochen, was nicht einmal auf den ersten Blick stimmt. Sieht man aber genauer hin, handelt es sich um Verschlechterungen.

 

Beispiel U-Ausschuss im Burgenland: Ja, in Zukunft wird eine Minderheit einen U-Ausschuss nicht nur fordern, sondern einsetzen können. ABER im Ausschuss selbst gilt dann wieder das Mehrheitsrecht (zumindest nach dem aktuellen Entwurf) Also welche Zeugen werden geladen, welche Akten werden angefordert. Ganz wesentliche Punkte, die die Effizienz eines U-Ausschusses ausmachen, liegen dann erst wieder in der Hand jener, deren Arbeit eigentlich untersucht werden soll.

 

Auch soll (lt. aktuellem Entwurf der Geschäftsordnung zum Landtag) die Klubstärke von 2 auf 3 Mandate angehoben werden. Klubstatus bedeutet für jede Partei mehr Rechte, mehr finanzielle Mittel und Personal für die Kontrollarbeit. Wir Grüne haben derzeit ein Mandat, also einen Abgeordneten und wollen gerne wieder auf zwei kommen, was realistisch ist. Das dritte Mandat ist möglich, aber schwierig, vor allem in einem Land in dem der Landeshauptmann Umfragewerte wie ehemals Jörg Haider erreicht.

Übrigens wäre das Burgenland mit der Änderung (3 Mandate für den Klubstatus bei 36 Abgeordneten), im Bundesländer-Vergleich eher schlecht aufgestellt, siehe Grafik ©ORF-Bgld..

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Beispiel Budget: Ja, ich bekomme das ganze Landesbudget zur Ansicht, ABER nicht wirklich, ein ganz wesentlicher Teil der Landesgelder parkt in ausgelagerten Beteiligungen – ca. 150 ! an der Zahl. Belig, Wohnbau, Krages….. Hier hat die Opposition keine Einsichtmöglichkeiten. Teile können wir durch Anfragen zu bekommen versuchen, aber nur zu oft heißt es dann „diese Zahlen liegen bei der Belig“. Immerhin muss auf Druck der EU nun zumindest die Gesamtsumme der Verbindlichkeiten genannt werden. Im Budget stehen Verbindlichkeiten von 281 Mio., zählt man die erwähnten Beteiligungen dazu sind es rund 1 Milliarde.

 

Dennoch hat die Vergangenheit  gezeigt wie wichtig eine starke und gute Opposition ist und was alles möglich ist. Daher sollte es für kritische Menschen klar sein, bei einer Wahl die Opposition zu stärken. Dies gilt vor allem in einer Zeit, wo immer mehr Menschen mit der aktuellen Politik mehr als unzufrieden sind. Nicht, oder ungültig wählen ist keine Alternative.